Mundspülung im Test: Vor allem bekannte Marken fallen durch

Magazin Mai 2021: Tomaten | Autor: Christine Throl/Svenja Markert | Kategorie: Kosmetik und Mode | 29.04.2021

Mundspülung im Test: Welche Marken überzeugen im Test?
Foto: ÖKO-TEST

Zähne putzen und Mundspülung anwenden: Für viele gehört das zur Morgenroutine. Doch wie sinnvoll sind die Produkte von Meridol, Listerine & Co.? Wir haben 21 Mundspülungen getestet. Das Ergebnis: Nicht alle Wirkstoffe sind unproblematisch. 

  • Mit Bestnote sind neun Mundspülungen im Test empfehlenswert. 
  • Mundspülungen können zusätzlich helfen, Karies und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen. Sie sind aber kein Muss. 
  • Einige Wirkstoffe haben aus unserer Sicht nichts in Mundspülungen zu suchen, darunter das aggressive Tensid Natriumlaurylsulfat und das Konservierungsmittel Propylparaben, das unter Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken.

Der Job der Mundspülungen fängt an, wenn Zahnbürste, Zahncreme und Zahnseide fertig sind. Ordentlich Zähneputzen, fluoridhaltige Zahncremes verwenden und Zahnzwischenräume reinigen – das sind die wichtigsten Elemente der Zahnhygiene. Mundspülungen können zusätzlich helfen, Karies und Zahnfleischentzündungen vorzubeugen.

Mundspülungen im Test: Schützen sie vor Karies? 

Die Studienlage zeigt, dass fluoridhaltige Mundspülungen "einen kariesprophylaktischen Effekt" haben können. Insbesondere bei Patienten mit einem erhöhten Kariesrisiko. Das sind zum Beispiel Jugendliche, die eine feste Zahnspange tragen, oder Patienten, die sich wegen körperlicher Einschränkungen nicht so gut die Zähne putzen können.

Die Mundspülungen im Test enthalten alle Fluorid. Die Anbieter halten dabei die vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Höchstmengen ein.

Mundspülung im Test: Wir haben 21 Produkte überprüft.
Mundspülung im Test: Wir haben 21 Produkte überprüft. (Foto: goffkein.pro/Shutterstock)

Antibakterielle Mundspülung gegen Zahnfleischentzündung

Mundspülungen können auch dabei helfen, den Biofilm aus Bakterien auf den Zähnen – in der Fachsprache Plaque – besser zu entfernen. Die medizinische Leitlinie, die sich dem Thema Biofilm und Zahnfleischentzündungen widmet, empfiehlt Mundspülungen "mit chemisch antimikrobiellen Wirkstoffen" ergänzend zur mechanischen Reinigung.

Die Studien, die sich die Verfasser der Leitlinie angesehen haben, zeigen bei Patienten mit Zahnfleischentzündungen, dass antimikrobielle Mundspüllösungen Plaque umfassender reduzieren als die alleinige mechanischen Reinigung.

Zahnfleischentzündungen können eine Vorstufe von Paradontitis sein, die schlimmstenfalls dazu führen kann, dass man Zähne verliert. Die unterstützende Anti-Plaque-Wirkung ist laut Leitlinie unter anderem für bestimmte ätherische Öle und den Wirkstoff Cetylpyridiniumchlorid durch Studien belegt.

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Nicht alle Wirkstoffe in Mundspülungen überzeugen

Auch die in vielen Spülungen enthaltenen Zink- und Zinnverbindungen wirken antibakteriell. Aber: Mundspülungen sind kein Muss. Das findet auch Nicole Arweiler, die die oben zitierte Leitlinie mitverfasst hat. "Wer eine gute Mundhygiene betreibt und keine Probleme mit dem Zahnfleisch hat, braucht keine antibakteriell wirksame Mundspüllösung", sagt die Chefin der Abteilung Parodontologie des Uniklinikums Marburg.

Wer spült, muss zudem wissen: Es kann zu leichten Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören Verfärbungen, Mundbrennen und vermehrte Zahnsteinbildung. Zudem überzeugen nicht alle Wirkstoffe in den Mundspülungen im Test:

  • Alkohol kann ein Problem für alkoholkranke Menschen darstellen.
  • Das aggressive Tensid Natriumlaurylsulfat hat aus unserer Sicht nichts auf der empfindlichen Mundschleimhaut zu suchen.
  • Kritisch sehen wir auch das Antioxidans BHT und das Konservierungsmittel Propylparaben, da sie unter Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken.
  • Außerdem unerwünscht: PEG-Verbindungen. Sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. 
Wenn Zahnbürste, Zahncreme und Zahnseide fertig sind, fängt der Job von Mundspülungen an.
Wenn Zahnbürste, Zahncreme und Zahnseide fertig sind, fängt der Job von Mundspülungen an. (Foto: Pressmaster/Shutterstock)

Antibakterielle Mundspülung: Was wirkt da? 

Das sind die maßgeblichen Inhaltsstoffe, die in den Mundspülungen im Test gegen Karies eingesetzt werden:

  • Natriumfluorid
  • Olaflur (Aminfluorid)
  • Zinnfluorid

Gegen Plaque setzen die Hersteller vor allem auf Stoffe wie: 

  • Ätherische Öle
  • Cetylpryridiniumchlorid
  • Zinkgluconat
  • Zinklactat
  • Zinkchlorid

Hersteller setzten früher auf anderen Wirkstoff 

In unserem Test im Jahr 2008 steckte in den meisten Mundspüllösungen noch Chlorhexidindigluconat. Das allerdings haben wir stark kritisiert. Chlorhexidindigluconat (CHX) galt als der wirkungsvollste Anti-Plaque-Wirkstoff, auch die Wirksamkeit bei Paradontitis und Gingivitis war gut dokumentiert.

Für die tägliche Anwendung ist der Stoff allerdings nichts: Nach kurzer Zeit schon führt die Anwendung zu dunklen Verfärbungen von Zunge und Zähnen, zu Geschmacksirritationen und Schleimhautveränderungen. 

(Foto: ÖKO-TEST)

Mundspülung im Test: Kritik an Verpackungsmüll 

Verpackungsmüll ist gerade bei Kosmetika immer wieder ein Thema. Damit sich der Eintrag von Plastik in die Umwelt reduziert, finden wir es für wichtig, dass in den Verpackungen auch recycelte Kunststoffe enthalten sind.

Nur vier Anbieter der Mundspülungen im Test sind weit vorne, was die Verwendung von Recyclingmaterial in den Verpackungen angeht. Sie verwenden mehr als 30 Prozent aus gebrauchten PET-Flaschen hergestellte Rezyklate und belegen das glaubhaft. Bravo! Alle übrigen erhalten eine Note Abzug unter dem Testergebnis Weitere Mängel.

Ein Gesetz, das festschreibt, Rezyklate zu verwenden, gibt es zwar bisher nicht. Im Rahmen ihrer Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft hat die Europäische Kommission die Industrie aber zu Selbstverpflichtungen aufgefordert, in Zukunft mehr recyceltes Plastik einzusetzen. Mittlerweile haben sich dazu 70 Unternehmen wie Lidl, Kaufland oder Procter & Gamble verpflichtet.

Umweltverbände fordern Rezyklat-Mindestquoten. Im Falle der Mundspülungen ist ein Einsatz von Rezyklaten gut möglich: Denn alle Flaschen im Test bestehen aus PET. Und PET-Rezyklate gibt es am Markt in hoher Qualität, die sich sogar für die Verpackung von Lebensmitteln eignet.

Mundspülung im Test: Fakten im Überblick   

  • Wir haben 21 Mundspülungen gegen Karies, Plaque und/oder Zahnfleischprobleme in Drogerien, Supermärkten und Discountern eingekauft und getestet. 
  • Neun Mundspülungen im Test schneiden mit "sehr gut" ab, darunter viele preiswerte Eigenmarken. 
  • Mit "mangelhaft" oder "ungenügend" fallen fünf Mundspülungen durch den Test. Auffällig: Darunter vor allem bekannte Marken. 

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 21 kosmetische Mundspülungen gegen Karies, Plaque und/oder Zahnfleischprobleme in Drogerien, Supermärkten und Discountern eingekauft, darunter fünfmal zertifizierte Naturkosmetik. Spezielle Mundspülungen wie für weiße oder empfindliche Zähne haben wir außen vor gelassen.

Im Labor wurden alle Produkte auf umstrittene halogenorganische Verbindungen analysiert und die Listen der Inhaltsstoffe auf bedenkliche Substanzen gecheckt. Produkte mit Alkohol ließen wir zudem auf Diethylphthalat überprüfen.

Was können die Mundspülungen zusätzlich zur Zahnbürste gegen Karies und Zahnfleischprobleme leisten? Dafür haben Professor Manfred Schubert-Zsilavecz und Mario Wurglics vom Institut für pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt am Main die maßgeblichen Inhaltsstoffe anhand der Studienlage beurteilt und die Verpackungen auf wichtige Gebrauchs- und Warnhinweise überprüft.

Bezüglich der Verpackungen interessierte uns: Sind chlorierte Verbindungen enthalten, stecken Plastikflaschen in überflüssigen Pappkartons und setzen die Anbieter recyceltes Plastik ein?

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Natriumlaurylsulfat; b) PEG/ PEG-Derivate. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Alkohol; b) Propylparaben; c) BHT.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: PVP). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) kein deutlicher Hinweis auf Alkohol und/oder keine konkrete Angabe des Alkoholgehalts. b) Zusatz eines Zinksalzes, aber kein Hinweis "nur für Erwachsene"; c) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung oder keine Angabe hierzu oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; d) ein Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.  

Testmethoden 

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): Maßgebliche Inhaltsstoffe: Begutachtung durch Gutachter. Zinkgehalt: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Elementbestimmung mittel ICP-MS. Halogenorganische Verbindungen: Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Diethylphthalat: Extraktion mit TBME, GC-MS. Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Photometrie. Parabene: LC-UV. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: November 2020 

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